Sonntag, 24. Mai 2015

Jeden Abend Romantik

Denn den beanspruchten ab spätestens fünf Uhr bis zum Sonnenuntergang die Sandfliegen für sich. Als wir diese Lektion begriffen hatten, waren wir allerdings vom Lernprozess gezeichnet. Ich zählte unglaubliche 360 Stiche und Bisse über meinen ganzen Körper verteilt. Doch nicht einmal dies konnte den Gesamteindruck Koh Rongs trüben.

Am Ostrand endete unsere Bucht nach dem zweiten Resort, das dritte belegte die gesamte nächste Bucht, die um einiges kleiner war, als die des Dorfes. In diesem kleinen, von dichtem Wuchs umrahmten Areal waren die Bungalows in den Bäumen angebracht, so dass die Bewohner einen herrlichen Ausblick aus ihren Baumkronen über die Bucht hatten.

Die Nachbarbucht ist klein und bietet mit den Baumhäusern einen kuscheligen Anblick. Nach dieser Bucht kam ein kleines Stück Urwald und danach kam nichts mehr. Ein ununterbrochener Sandstrand, etwa einen Kilometer lang, in der Mitte, völlig versteckt hinter einer Baumreihe, ein einzelnes Restaurant. Auf ganzer Länge des Strandes waren insgesamt genau sechs Menschen, inklusive der Betreiber des Restaurants. Die lange Bucht im Osten, links das Restaurant. Wer gute Augen hat, kann die Massen an Badegästen am Strand und im Wasser sehen.

Ich ging bis ganz ans Ende, bis der Sand ein weiteres Mal in Wald überging und verbrachte hier den ganzen Tag ohne auch nur einen einzigen Menschen zu sehen. Hin und wieder rief etwas aus dem Dschungel zu mir herüber, ab und an huschte ein kleiner Krebs durch den Sand. Ein Schwarm Fische sprang über das Wasser, dann sauste er zurück hinaus ins offene Meer. Vögel stieben aus dem Wald auf und zogen davon. Der Wind spielte mit den Blättern. Nach etwa einer Stunde bemerkte ich, dass ich mein Buch in den Händen hielt. Ich hatte keine einzige Seite über Möbel günstig Bestellen gelesen.

Wenn die Sonne über Koh Rong langsam unterging begann ein Farbenspiel, das alles von einem Farbtopf in den nächsten tauchte, bis die Sonne ihr Tagwerk erledigt hatte und der ungestörte Sternenhimmel übernehmen konnte den Menschen einen unvergleichlichen Anblick zu bieten. In den Hütten wurden Stromgeneratoren angeschmissen und die Lichter betonten gemeinsam mit einigen Kerzen diesen Ort fast über das nötige Maß hinaus.

Die Musik, die hier und da zu hören war, war gerade laut genug die Generatoren zu übertonen, doch nicht so laut, dass man sich nicht hätte gemütlich unterhalten können. Ohnehin dauerte dies nur kurz an, denn Strom gab es stets nur von Sonnenuntergang bis maximal elf Uhr. In den Resortbars vielleicht bis Mitternacht. Danach gab es nur noch Kerzen.

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